Geschichte Opfenbachs

Der geschichtliche Hintergrund von Opfenbach niedergeschrieben von Ulrich Kuhn.

Die ältesten Spuren einer Besiedelung unserer Ortschaft können bis in die Römerzeit zurückverfolgt werden.

Römerzeit

Die Stiefsöhne von Kaiser Augustus, Drusus und Tiberius, eroberten im Jahre 15 v. Chr. Das von den Kelten besiedelte Vindelizien, zu welchem unsere Gegend gehörte. Zur Verbindung der bedeutenden Römerstädte Brigantium (Bregenz) und Cambodunum (Kempten) erbauten die neuen Herren die „Via Claudia“ genannte Heerstraße, welche unser Gemeindegebiet nördlich der heutigen Dorfstraße durchquerte und von der heute noch an einigen Stellen Geländeeinschnitte erkennbar sind. Es wird angenommen, dass Opfenbach Rast- und Futterstation dieser Straße war, da der Ort bei der damaligen Reisegeschwindigkeit eine Halbtagesreise von Bregenz entfernt lag und nach Überquerung des Ruhlandstobels eine Erholungspause nötig war.

259 n. Chr.

Als unsere Gegend 259 n. Chr. Durch das Vordringen der Alemannen Grenzgebiet wurde, musste die Straße durch den Bau von Grenztürmen gesichert werden, welche oberhalb der Bruggmühle, auf dem Kirchenhügel und auf der Mellatzer Höhe vermutet Höhe werden.

Nach langen Kämpfen zogen sich die Römer im fünften nachchristlichen Jahrhundert schließlich zurück, während Teile der römischen Bevölkerung an befestigten Plätzen zurückblieben. Die Tatsache, dass Opfenbach (neben Bregenz und der Tettnanger Gegend) später einem anderen Diakonat angehörte als die umliegenden Orte und von der Bildung alemannischer Hundertschaften befreit war, deutet darauf hin, dass unsere Gemeinde noch jahrhundertelang eine von den Alemannen gemiedene und von christlichen Romanen bewohnte Enklave bildete. Die Christianisierung der alemannischen Bevölkerung ermöglichte aber allmählich ein Zusammenschmelzen der beiden Bevölkerungsteile.

837

Im Jahre 837 n. Chr. Schenkte de Weltpriester Meginbrecht seine Zelle in Meginbrehtiswilare (Mywiler) dem Kloster St. Gallen. Diese Besitzungen in Mywiler tauschte das Kloster im Jahre 872 gegen den Hof des Folcharat aus der alemannischen Sippe der Ruad in Radling (zwischen Göritz und Ruhlands).

Nun übernahmen also die St. Galler Mönche die Betreuung der Opfenbacher Christen. Der Tausch ist in der St. Galler Traditionsurkunde Nr. 464 vom 14. April 872 festgehalten, in der erstmals die Mark „Offinbah“ erwähnt wird. Der Ortsname stammt wahrscheinlich von Offo (althochdeutsch: der Reiche) und dem hier durchfließenden Bach. Die Mark Opfenbach war damals mit niedriger Gerichtsbarkeit ausgestattet, die Kaiser Sigismund 1431 urkundlich bestätigte.

980

Das kirchliche Leben gedieh allmählich und so konnte der heilige Gebhard, Bischof von Konstanz, laut Pfarrer Ludwig Dorn (früher Wohmbrechts), zwischen 980 und 990 – also vor rund tausend Jahren – die erste Pfarrkirche dem hl. Severin von Köln weihen. Den jetzigen ersten Kirchenpatron St. Nikolaus soll ein Schrundholzer Ritter eingeführt haben, als er die Nikolausverehrung von einem Kreuzzug mitbrachte. Damals waren diese Schrundholzer Ritter vermutlich Patronatsherren der Pfarrei Opfenbach. Die Patronatsherrschaft ging nach dem Aussterben des Schrundholzer Rittergeschlechts Anfang des 14. Jh. an den „Deutschen Orden“ über.

1488

Das Heilig-Geist-Spital zu Lindau kaufte diesem Ritterorden 1488 die Opfenbacher Patronatsrecht (grundherrliches Recht, den anzustellenden Geistlichen vorzuschlagen) ab. Als dieses Spital zur Reformationszeit zum evangelischen Glauben übertrat, wurde den katholischen gebliebenen Opfenbachern 1546 das Abhalten von Gottesdiensten verboten. Durch den Beistand von Erzherzog Ferdinand von Habsburg konnte Pfarrer Hans Spät die Aufhebung dieses Verbots erreichen. Der „Tapferer Pfarrer von Opfenbach“ genannte Spät hatte 1519 die St. Anna-Bruderschaft gegründet, um die Opfenbacher im katholischen Glauben zu festigen. Er war es auch, der die hiesigen Bauern 1525 mit der Begründung „Gewalt wird nicht alt“ beschwor, nicht am Bauernaufstand teilzunehmen.

1618 – 1638 Dreißigjähriger Krieg

Die Glaubensspaltung war eine Ursache für den Dreißigjährigen Krieg, der im Jahre 1618 ausbrach. Auch Opfenbach blieb vom unheilvollem Kriegsgeschehen nicht verschont. Die Schweden brannten 1632 Kirche und Pfarrhof nieder und in den folgenden Jahren wütete die Pest im Dorf. Mit dem Brand wurden auch die gotischen Altäre vernichtet, die möglicherweise der holzbildhauer Johannes Rueland geschaffen hat. Dieser Meister Hans lebte Mitte des 15. Jh. im Opfenbacher Ortsteil Ruhlands und schuf u.a. den gotischen Altar der bischöflichen Privatkapelle zu Trier und das Gnadenbild von Rankweil. Kirche und Pfarrhof baute man im Jahre 1636 wieder auf.

1662 gelang es Pfarrer Mang Stiefenhofer, dem Lindauer Spital das Patronatsrecht abzukaufen. Seither sind die Opfenbacher Katholiken berechtigt, ihren Pfarrer selbst zu wählen. 44 Jahre später, 1706, erweiterten sich die Rechte der Gemeinde Opfenbach abermals. Zu jener zeit wurde ihr das Marktrecht verliehen, welches aber wegen der Nähe zu Wangen mit seinen vielen Markttagen bald in Vergessenheit geriet.

1776 Neubau der Kirche

Im Jahre 1776 mußte die Kirche neu erbaut werden, denn das bisherige Kirchengebäude war zu klein und baufällig geworden. So errichtete man auf dem selben Platz ein neues Gotteshaus im Barockstil, in welchem sich die Gläubigen bis zum heutigen Tage zum Gottesdienst versammeln.

Opfenbach gehörte seit 1571 zum Gericht Simmerberg, das genauso wie die übrigen Westallgäuer Gerichte Teil Vorarlbergs und damit österreichisch war. Erst als der französische Kaiser Napoleon 1805 unsere Gegend besetzte, kamen Tirol und Vorarlberg und somit auch unsere Gemeinde zu Bayern. Nachdem Napoleon schließlich in den Befreiungskriegen geschlagen wurde und Europa neu geordnet werden konnte, kehrten Tirol und Vorarlberg an Österreich zurück. Lediglich das Westallgäu blieb bayerisch und gewöhnte sich langsam an seine neuen Herren.

1805 – 1815 Napoleonischen Kriege

Die Napoleonischen Kriege waren auch an Opfenbach nicht spurlos vorübergegangen. Es mussten in den Jahren zwischen 1805 und 1815 zwölf Opfenbacher in den Kriegswirren ihr Leben lassen. Sechs gelten als vermisst. Von den 30000 Bayern, die am Russlandfeldzug teilnahmen, kehrten nur noch ganze 300 heim, unter ihnen auch ein Johannes Kolmos aus Opfenbach-Heimen. Dieser marschierte noch bis zum 89. Lebensjahr stolz als Veteran in Festzügen mit. Auf die Schrecken der Napoleonischen Zeit folgte das Hungerjahr 1816. In jenem Jahr spielte das Wetter derart verrückt, dass die Ernte fast völlig ausblieb. Die Menschen wussten sich im Winter 1816/17 vielfach nicht anders zu ernähren, als dass sie Brot aus Rüben und Eicheln buken oder gar gekochtes Heu aßen, wie der Hausname „Heiesser“ in Beuren Haus-Nr. 129 bezeugt.

Die Hungersnot wäre wohl nicht so kraß ausgefallen, wenn unsere Landwirtschaft damals schon anders strukturiert gewesen wäre. Doch erst um 1830 setzte der Übergang vom Ackerbau mit Getreide- und Flachsanbau zur reinen Grünlandwirtschaft ein, welche in unseren landschaftlichen Verhältnissen wesentlich bessere Erträge bracht. Die Milchwirtschaft und der Käsehandel riefen im ganzen Allgäu einen großartigen wirtschaftlichen Aufschwung hervor. Während die Milch anfangs in jedem Bauernhof selbst verarbeitet wurde, stellt man 1864 in Kargen bei Schrundholz erstmals in einer gemeinsamen Sennküche Käse her. Die erste Käserei entstand in Opfenbach im Jahre 1895. Der Flachsanbau und die Leinenherstellung hatten nun allmählich ausgedient. Die letzten Webstühle standen 1860 in Litzis Haus-Nr. 83 still.

1870/71 Krieg gegen Frankreich

Politisch war die damalige zeit vor allem durch die von Preußen vorangetriebene Reichseinigung gekennzeichnet, welche nach dem Krieg gegen Frankreich in den Jahren 1870/71 stattfand. An diesem Krieg mussten 29 Opfenbacher teilnehmen, von denen 8 gefallen sind.

Die nachfolgende Friedenszeit ermöglichte es der Gemeinde, öffentliche Einrichtungen zu schaffen, die noch heute wichtige Bestandteile der örtlichen Infrastruktur sind. Es entstanden 1897 ein Krankenhaus (heute Altersheim) und in den Jahren 1903/04 eine neue Volksschule (heute Grundschule). Durch den Anschluß an die Hochdruckwasserleitung aus Harbatshofen erhielt Opfenbach 1907 eine dauerhafte und sichere Wasserversorgung. Am 14.März 1909 brannte in Opfenbach zum erstenmal elektrisches Licht. Das Leitungsnetz wurde ständig ausgebaut, so dass 1920 die letzten Haushalte an die Stromversorgung angeschlossen waren. Auch wurden 1903 durch den Bau einer Strohhutfabrik neue Arbeitsplätze geschaffen.

1914 – 1918 1.Weltkrieg

Doch schon bald zogen wieder Gewitterwolken am Horizont der Weltgeschichte auf. Das Attentat von Sarajewo zog die nationalgesinnten europäischen Mächte 1914 in einen weltumspannenden, grausamen Krieg, wie ihn die Menschheit bislang noch nicht erlebt hatte. In den grauenvollen Gefechten des Ersten Weltkrieges verloren 52 junge Opfenbacher ihr Leben. Von fünf Soldaten ist das Schicksal bis heute nicht bekannt. Auch die Angehörigen in der Heimat mussten vielfache Entbehrungen erdulden, denn der Krieg brachte u.a. den Verlust von Arbeitskräften. Lebensmittelrationierungen und Ablieferungsverpflichtungen für die verschiedensten Metallhaushaltswaren mit sich. Zweimal wöchentlich versammelten sich die Gläubigen in der Kirche, um in Kriegsandachten und Betstunden um Frieden zu beten. Ihr Flehen wurde 1918 schließlich erhört.

In den zwanziger Jahren war der Dammbau über den Opfenbach nach Heimen und Litzis das große Sorgenkind der Gemeinde. Dieses Projekt wurde 1924/25 in Angriff genommen und sollte 39500 RM kosten. In der Folgezeit ließen die ständigen Ausbesserungsarbeiten die Gesamtkosten aber bis 1934 auf über 200000 RM ansteigen, was bei der damaligen Wirtschaftskrise zu einer enormen Verschuldung führte, die die Gemeinde stark belastete.

1933 ergriffen die Nationalsozialisten die Macht im deutschen Reich und versuchten das ganze Volk in allen Lebensbereichen zu kontrollieren. So mussten sich alle Gemeinderäte der nationalsozialistischen Fraktion anschließen oder aus diesem Gremium ausscheiden. Was fünf von ihnen auch konsequenterweise taten. Die Vereine, die nun nach dem Führungsprinzip geleitet wurden, hatten sich an den neu eingeführten nationalen Feiertagen zu beteiligen. Wer sich dem Willen der Machthaber zu wenig anpasste, lief Gefahr in ein KZ eingeliefert zu werden. So auch Pfarrer Josef Wohlfinder, der unerschrocken gegen den Nationalsozialismus predigte. Ihm gelang es 1934, bevor man ihn ins KZ abholen konnte, über die Schweiz nach Argentinien zu fliehen. Seinem Nachfolger Pfarrer Josef Mannsnetter ist es vor allem zu Verdanken, dass sich in Opfenbach der Nationalsozialismus nur mäßig entfalten konnte und die Kirche ihren alten Stellenwert beibehielt.

1939 – 1946 2.Weltkrieg

Durch ihr Streben nach der Weltherrschaft trieben die Nazis Deutschland 1939 abermals in einen furchtbaren Weltkrieg. Auf den Schlachtfeldern Europas fanden 65 Opfenbacher den Tod. 24 Soldaten sind vermisst und einer starb in russischer Gefangenschaft. Zuhause hatte die Bevölkerung unter der Lebensmittelrationierung und der Zwangsbewirtschaftung sehr stark zu leiden. Während sich die Bauern noch relativ gut selbst versorgen konnten, trafen die Versorgungsengpässe die übrige Bevölkerung recht hart. Vor große Probleme sah sich die Gemeinde gestellt, als sie immer mehr Evakuierte aus den bombengeschädigten Großstädten wie Düsseldorf, Duisburg, Dortmund und Essen unterbringen musste. Machten die Evakuierten 1940 mit zehn Personen erst etwa 0,6% der gesamten Einwohnerschaft aus, so stieg der Anteil der Bevölkerung bis 1944 auf immerhin 12% (=183 Personen). Im Frühjahr 1945 wurden zusätzliche 434 Flüchtlinge auf die verschiedenen Haushalte verteilt. Im selben Jahr erreichte das eigentliche Kriegsgeschehen auch unser Dorf. Am 27. April 1945 bombardierten die alliierten Streitkräfte einen im Ortsteil Spattweg stehengebliebenen Munitionszug. Bei der Explosion des Zuges kamen acht Soldaten ums Leben. Am 29. April 1945 befahlen die hier anwesenden SS-Truppen, dass Opfenbach verteidigt werden solle und ließen die Brücke in Wigratzbad sprengen. Unserem damaligen Pfarrer Mannsnetter gelang es jedoch, der SS die Sinnlosigkeit dieses Vorhaben zu erklären und so konnten die Franzosen am nächsten Tag ins Dorf einziehen, ohne dass Opfenbach einen größeren Schaden erlitten hätte.

Nachkriegsjahre

Nachdem die ersten mageren Nachkriegsjahre überstanden waren, konnte die Gemeinde, allen voran der neue Bürgermeister Paul Straub und Pfarrer Josef Mannsnetter, daran gehen, Wohnraum und Arbeitsplätze für die in Opfenbach ansässig gewordenen Flüchtlinge zu schaffen. Am 5. Februar 1950 wurde die Allgäuer Wollindustrie, die 200 Menschen Arbeit gab, eingeweiht und im herbst 1951 bezogen die ersten Familien die neuen Siedlungshäuser an der Kirchhalde.

In den folgenden „Wirtschaftwunder“ –Jahren schuf die Gemeinde weitere für das Dorfleben wichtige Einrichtungen: 153/54 wurden die bis dahin noch nicht mit Fernleitungswasser versorgten Ortsteile an die Hochdruckwasserleitung aus Röthenbach angeschlossen. 1955 erbaute man Turnhalle und Feuerwehrhaus und legte einen Sportplatz an. 1956/57 entstand der erste Kindergarten im Mesnerhaus.

Das Jahr 1961 brachte eine einschneidende Veränderung für unsere Landwirtschaft. Durch den Bau eines großen Milchwerkes in Wigratzbad mussten die kleinen Käsereien ihre Tore schließen, die über ein halbes Jahrhundert der tägliche Treffpunkt in den Ortsfilialen waren.

Ortskern um 1975
Ortskern um 1975

Mit dem Bau eines Rathauses im Jahre 1965 erhielt die Gemeinde ein modernes, zeitgerechtes Verwaltungsgebäude. So gerüstet, konnte sie weitere wichtige Aufgaben zum Wohle ihrer Bürger wahrnehmen: Die meisten Gemeindestraßen wurden geteert, Baugebiete ausgewiesen und erschlossen, 1976 ein neuer Kindergarten, 1978 ein neues Feuerwehrhaus gebaut und 1982 die Turnhalle zur Mehrzweckhalle ausgebaut.

Kapelle in Mywiler um 1970
Kapelle in Mywiler um 1970

Dennoch zwang uns der Freistaat Bayern 1978, der Verwaltungsgemeinschaft Heimenkirch beizutreten, welche man aber schon am 1. Januar 1980 wieder auflöste. Die Zusammenarbeit mit Heimenkirch funktioniert auch ohne Verwaltungsgemeinschaft recht gut, was der gemeinschaftliche Bau einer Großkläranlage 1980 beweist.

Hiermit sind wir nach unserer Reise durch die Opfenbacher Geschichte wieder in der Gegenwart zurückgekehrt. Die Darstellung konnte die Ereignisse nur sehr oberflächlich behandeln. Wer sich nun näher über die Vergangenheit unseres schönen Dorfes informieren möchte, der sei auf folgende Literatur verwiesen:

Eugen Kleiner: „Aus der Geschichte der Gemeinde Opfenbach “ (erhältlich bei der Gemeindeverwaltung)
Hugo Schnell: Kunstführer Nr. 1086: „Opfenbach/Allgäu“ (erhältlich im Pfarrhof)
Ulrich Kuhn: „Opfenbach im Krieg – Der Alltag in einer Allgäuer Landgemeinde während des Zweiten Weltkrieges“ (erhältlich in der Gemeindeverwaltung)

Informationen rund um die Musikkapelle Opfenbach 1785 e.V.